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Achtsamkeit und Feldenkrais beim Yoga

Wenn Yoga, so wie es Patanjali beschreibt, dem Ziel der geistigen oder persönlichen Veränderung dient, dann stellt sich die Frage, wie die Körperübungen (Hatha-Yoga) ausgeführt werden sollen, damit das der Fall ist. Mein Vorschlag lautet: durch Achtsamkeit und Feldenkrais beim Yoga.

Achtsamkeit und Feldenkrais gehören an dieser Stelle eng zusammen. Die Art und Weise wie ich sie beim Hatha-Yoga einsetze, beruht auf meinen persönlichen, langjährigen Erfahrungen.

 

Wie aus Gymnastik Yoga wird

Einfach nur die Beine in Richtung Zimmerdecke zu strecken und es Schulterstand zu nennen, ist wohl kaum ausreichend, um Yoga zu praktizieren. Durch einen bewussten, wohl dosierten Einsatz von Achtsamkeit und Feldenkrais beim Yoga lässt sich der entscheidende Unterschied machen. Folgende vier Punkte zeichnen meiner Ansicht nach eine Yogastellung aus, die auch für geistige Veränderungen sorgen kann:

  1. eine gewisse Verweildauer
  2. das richtige Maß der Anstrengung
  3. die Beachtung der Atmung
  4. Achtsamkeit

 

Unter „richtig“ verstehe ich eine Anstrengung oder Spannung, die es erlaubt, deren Veränderung wahrzunehmen, z.B. dass eine Spannung sich beim Ein- und Ausatmen verändert und allmählich weniger wird oder ganz verschwindet. Beim „sanften“ Yoga dürfte das genauso wenig zu beobachten sein, wie beim „power“ Yoga.

Die Beachtung der Atmung spielt für das Suchen nach der „richtigen“ Anstrengung oder Spannung eine wichtige Rolle. Aber um die in diese Richtung führenden Veränderungen beobachten zu können, muss man erst einmal eine gewisse Zeit in der eingenommenen Stellung verweilen, meiner Erfahrung nach eine Minute oder mehr.

Wenn man diese drei Punkte tatsächlich berücksichtigt, praktiziert man im Grunde auch schon den vierten, also Achtsamkeit. Achtsamkeit bezeichnet hier also erst einmal eine vollkommen unambitionierte Form der Selbstbeobachtung. Unambitioniert deshalb, weil hier weder der Ehrgeiz, noch äußere Vorgaben (z.B. wie eine „perfekte“ Stellung auszusehen hat) eine Rolle spielen. Stattdessen handelt es sich um ein interessiertes, aufmerksames Spüren, ein inneres Beobachten oder einfach: Achtsamkeit. Mit diesen Erfahrungen leitet das Vorgehen dann fast nahtlos über zur Meditation.

Martin Woznica zeigt Achtsamkeit und Feldenkrais beim Yoga

Feldenkrais lehrt/schult körperliche Achtsamkeit

Die Feldenkrais-Methode ist dabei in mehrfacher Hinsicht von unschätzbarem Wert. Ein ganz wichtiger Aspekt, den die Feldenkrais-Methode geradezu spielerisch zu entwickeln hilft, und dem auch beim Yoga große Bedeutung zukommt, ist die bereits erwähnte Achtsamkeit. Darunter verstehe ich zunächst nur die Fähigkeit, sehr genau wahrzunehmen, was man gerade tut, und zwar auf körperlicher Ebene. Letztlich verhilft uns das feldenkrais-basierte Vorgehen nicht nur zu einer sichereren Herangehensweise an die verschiedenen Yogastellungen, sondern trägt auch dazu bei, dass der Umgang mit dem eigenen Körper mehr einer Forschungsreise gleicht, denn einer strengen Übung. Kurz, Achtsamkeit macht Yoga noch interessanter!

Achtsamkeit als klarer Blick auf Körper und Geist

Aber damit nicht genug. Achtsamkeit ist auch ein zentraler Begriff in der buddhistischen Meditationstradition. Und wenn man sich näher mit den dabei praktizierten Formen der Meditation beschäftigt, erkennt man eine große Nähe oder sogar weitreichende Überlappung mit den beiden Bewegungstechniken, so wie ich sie verstehe. Denn die aufmerksame Beobachtung von zunächst rein körperlichen Signalen, später aber auch von emotionalen und mentalen, spielt bei der buddhistischen Achtsamkeitsmeditation eine ganz zentrale Rolle. Auf der anderen Seite ist die Beobachtung von körperlichen Signalen ein wesentliches Element von Feldenkrais, was sich wiederum sehr gut in die Yogapraxis einfügen lässt.

 

Wenn Hatha-Yoga zur Meditation wird

Damit bereitet eine feldenkrais-basierte Yogapraxis ganz selbstverständlich den Zugang zur Meditation. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die zuerst einmal mit dieser feldenkrais-basierten Yogapraxis beginnen, viel leichter den Zugang zur Meditation finden. Andere erleben bereits die feldenkrais-basierte Yogastunde als eine Meditation. Das klingt zunächst einmal alles spielerisch und einfach, und auf eine gewisse Art ist es das tatsächlich. Aber es gibt auch einige Herausforderungen.

Das Kleingedruckte – Herausforderungen beim Yoga

Gerade diese spielerisch einfache Seite verführt dazu, eine gewisse Disziplin und Anstrengung vollkommen zu vernachlässigen oder gar als Kontraindikator zu betrachten. Das betrifft zunächst einmal die eigene Praxis als Ganzes. Ohne Regelmäßigkeit und Kontinuität gibt es bestenfalls den Gymnastikeffekt. Am Anfang, wenn die Sachen neu sind, fällt es leicht, die Yogastunde zu besuchen. Früher oder später jedoch muss man sich selbst auch mal aufraffen, vom Sofa vertreiben, andere attraktivere Unterhaltungsprogramme zurückstellen, und das jede Woche neu. Das erfordert einfach etwas Disziplin und Ausdauer.

Disziplin ist auch dann gefragt, wenn, auf der Matte liegend, die Zeit der Selbstbeobachtung gekommen ist. Einfach nur die Augen zu schließen, reicht nicht. Man kann den Oberkörper verdrehen und mit den Gedanken ganz woanders sein. Um wirklich zu spüren, wo in dieser Haltung eine Spannung auftritt, die sich beim Ein- und Ausatmen verändert, muss man oftmals die eigenen Gedanken „aktiv“ zum Hier und Jetzt bzw. zu sich selbst zurückholen. Auch das erfordert etwas Disziplin und Anstrengung.

Achtsamkeit und Feldenkrais beim Yoga, gezeigt von M Woznica

Feldenkrais zeigt uns, wie Veränderung geht

Dort, wo wir am ehesten bereit sind etwas Anstrengung zu investieren, tun wir es, um etwas Zusätzliches zu erwerben, z.B. neue Übungen, die bestimmte Muskeln kräftigen oder die Konzentration schärfen. Damit hoffen wir, die Körperhaltung und Lebensweise fortführen zu können, nur eben etwas besser.

Wenn unsere Leiden aber gerade durch eine falsche Körperhaltung hervorgerufen wird? Wenn der Stress in einen überfrachteten Alltag und hohe Erwartungen wurzelt? Dann müssten wir eigentlich keine zusätzlichen Sachen lernen, sondern lernen, sein zu lassen

Lernen, etwas sein zu lassen, ist in unserer hektischen Welt ein gutgemeinter Vorsatz, der am Ende alles andere als einfach umzusetzen ist. Einmal mehr kann uns Feldenkrais helfen. Denn hierbei dreht sich alles um das Finden und Entwickeln neuer Bewegungsmuster, die dann die alten ersetzen. Die Strategie, die wir dabei einsetzen, lässt sich nicht nur beim Hatha-Yoga nutzen, sondern kann die Blaupause liefern für geistige Veränderungen.

Die Strategie des Probierens von Veränderungen, begleitet vom sehr genauen Beobachten der Effekte auf körperlicher Ebene zu erlernen ist etwas weniger herausfordernd als bei geistigen Dingen. Deswegen lohnt dieser Umweg doppelt. Trotzdem bleibt man auch hier nicht verschont von Herausforderungen. Dazu gehört die Bereitschaft, das zu akzeptieren, was sichtbar wird, wenn man sich selbst aufmerksam beobachtet. Schließlich sind Geduld und Ausdauer gefragt, um die ersehnten neuen Muster entstehen zu lassen.

Das Kleingedruckte lässt sich schlecht verkaufen

Sich all diesen Herausforderungen zu stellen, und zwar sowohl körperlich als geistig-emotional, ist ziemlich anstrengend! Aber in meinen Augen gehört das zum Yoga.

Nun sind Anstrengung und (Selbst)Disziplin Begriffe, die sich schlecht verkaufen lassen. In unserer heutigen Welt sollen Yoga und Meditation Spaß machen, guttun, entspannen – Anstrengung und (Selbst)Disziplin werden meist mit genau dem Gegenteil verbunden. Wahrscheinlich deswegen begegnen einem diese beiden Begriffe in der Flut der Angebote so selten.

Ich selbst bin nicht daran interessiert, irgendetwas zu verkaufen oder meine Erfahrungen als eine neue, eigene „Methode“ zu vermarkten. Ich teile mein Wissen gerne mit jenen, die etwas damit anfangen können und mehr als nur exotische Gymnastik suchen.